Schicht, 4 Toninstallationen, 2003
Bestandteil der Installation Schicht sind Fundstücke aus dem alten Mühlengebäude, wie Bleche, Lüftungsrohre, Verteilerelemente. Diese Versatzstücke des industriellen Alltags haben nach Stilllegung der Mühle ihre Funktion, ihren Sinn verloren. Im künstlerischen Kontext erfahren sie eine Resemantisierung einerseits im Einsatz als Skulpturen mit formaler Qualität, andererseits in der Aktivierung durch den Betrachter.
Beim Betreten der Installation werden verborgene Motoren in Gang gesetzt, welche die Fundstücke zu Klangkörpern werden lassen. Diese versetzen den Betrachter in die akustische Umgebung einer Fabrikanlage, die Erinnerungen an industrielle Lebendigkeit wachruft. Durch seine Anwesenheit und Bewegung im Raum hat der Betrachter indirekten Einfluss auf die Installation. Ein anderes Objekt lässt sich vom Betrachter nur direkt betätigen. Durch Drücken eines Schalters kann er einen lauten und durchdringenden Ton auslösen, der von der Ankündigung der Schicht, dem Beginn und Ende der Pausen bekannt ist. Hier ist der Betrachter das alleinige Entscheidungsorgan, ob und wann das Signal ertönt und nicht der festgelegte Zeitintervall, der früher den Rhythmus der Arbeiter bestimmt hat. Es ist die Umkehrung eines Rituals.
Die Installation ist eine Transformation des Alltags und nicht dessen Simulation. Sie verkehrt ehemalige Abhängigkeiten, bricht alte Strukturen auf und verweigert die gewohnte Funktonalität. Vollständig wird Schicht erst durch den Betrachter. Ein Betrachter, der sowohl aktiv auf die Objekte einwirkt als auch den Raum mit seinen Erinnerungen füllt und sich vielleicht auf ein verändertes Verhältnis zur Maschine einläßt.
am 14.11.1976 geboren in Ludwigshafen am Rhein
1996 Abitur
1996-1999 Studium an der Universität Mannheim, Philosophie und Erziehungswissenschaften
1999-2001 Studium an der freien Kunstschule Rhein-Neckar, Mannheim
seit 2001 Studium an der HfKD Halle, Kunstpädagogik bei Una Moehrke
Vitae